Interview geführt von Assaal und Maria aus der Stufe 8 der Sekundarschule Dormagen im Rahmen einer Projektarbeit mit Ines Klose:

Assaal: Was machst Du beruflich?
Ines: Ich habe eine Firma mit ganz gesundem Mittagessen für Schulen und Kindergärten. Jeden Tag liefern wir fast 2000 Mittagessen ohne Chemie.

Assaal: Boh, 2.000 Essen jeden Tag und ihr kocht alles frisch?
Ines: Klar, alles frisch aus Gemüse, Fisch, Kartoffeln, Fleisch, Kräutern, Kernen und ganz vielen anderen guten Zutaten. Wir kaufen keine fertigen Saucen oder Brühen. Wir kochen einfach, im wahrsten Sinne des Wortes mit Wasser. Benutzen Gewürze in Reinform, verwenden Vollkornmehle und Kräutersalze. Verzichten komplett auf raffinierten Zucker, ersetzen den durch Honig oder Agavendicksaft.

Maria: Wie lange machst Du die gesunde Kinderernährung schon?
Ines: Vor acht Jahren bekam ich die erste Anfrage von einer Schule. Eigentlich wollte ich ausschließlich Suppen und Eintöpfe kochen, gesund nach meinen eigenen Rezepten. Von mir aus wäre ich nicht wirklich auf die Idee gekommen. Mir war zwar schon über meine eigenen Kinder aufgefallen, dass das Essen, was in der Schule den Kindern täglich angeliefert wurde, nicht unbedingt gesundheitsförderlich sein kann, hätte das mir aber nicht so ohne weiteres zugetraut. Der erste Auftrag einer Schule war jedoch direkt ein Flop. Man wollte doch lieber Fischstäbchen, Döner und was es sonst noch schönes Ungesundes gibt. Ich war echt am Boden zerstört. Aber dann nahm alles seinen Lauf, es folgte 2012 die erste Kita. Wir kochen heute noch für sie. Aber eigentlich hab ich schon 2007 meinen ersten Auftrag bekommen. Viele mochten meine Suppen und Eintöpfe und so habe ich wirklich damals aus meiner Altbauküche zuhause angefangen. Mittlerweile haben wir Einrichtungen in Dormagen, Köln, Düsseldorf und Neuss.

Assaal: Wie ernährst Du Dich zuhause?
Ines: Ich nehme die gleichen Zutaten wie hier, eventuell Erwachsenen gerechter beziehungsweise ausgefallener. Bei mir im Kühlschrank gibt es auch nichts anderes. Experimentiere zuhause gerne etwas. Mit gesunden Zutaten in Reinform natürlich. Und wenn ein Gericht kindertauglich ist, dann nehmen wir es in den Speiseplan.

Maria: Wie gehst Du mit Kritik um, wenn die Kinder oder auch Erzieher rufen: „Wir wollen Döner, Pommes oder Fischstäbchen“?
Ines: Gemischt. Am Anfang habe ich es persönlich genommen und habe mich oft auch nicht gut gefühlt, weil ich es allen Recht machen wollte. Natürlich hab ich keine Döner produziert, aber wir haben z. B. mit der Vollkornpizza angefangen und ich habe sie um die Ohren bekommen … habe dann wiederum neue Gewürzmischungen entwickelt. Und irgendwann hatte ich die Kinder. Und es wurden dann immer mehr Einrichtungen. Also der Erfolg gab mir in gewisser Weise Recht. Doch es reichte mir immer noch nicht und wahrscheinlich wird es mir nie reichen. Daraus entstehen dann die besten Dinge. Heute sag ich es direkt: Wer nach diesen Dingen ruft, sollte sie am Wochenende zuhause essen. Ich führe lieber die Kinder an gesunde, schmackhafte Gerichte heran, damit sich ein Essverhalten grundsätzlich ändert.

Maria: Man hört so viel von Allergien. Wie geht ihr damit um?
Ines: Dadurch, dass wir nur Zutaten in Ursprungsform verwenden, ist es für uns nicht schwierig auf z. B. Lactose-, Fruktose- oder Glutenintoleranzen zu reagieren. Wir kochen sogar für Spezialallergiker, so nenne ich sie zumindest immer. Das sind Kinder oder Jugendliche, die uns ganze Listen von Lebensmitteln geben, auf die sie eine Unverträglichkeit haben. Das ist schon sehr speziell, aber ich glaube, gerade in diesen Fällen ist eine gesunde Ernährung besonders wichtig.

Assaal: War es schwer eine „gesunde“ Firma zu gründen?
Ines: Es war besonders schwer, weil ich kein Geld hatte und weil es damals ein ziemlich schräger Gedanke hier in Dormagen war. Viel Unterstützung hatte ich nicht und ich habe damals mit einer Praktikantin angefangen. Wir kannten keinen Feierabend und manchmal hieß es drei Schritte vor und fünf zurück. Die Praktikantin ist heute keine Praktikantin mehr. Sie hat ein abgeschlossenes Studium im Gesundheits- und Sozialsektor und arbeitet immer noch für mich. Ja, ich glaube man braucht dafür schon einiges an Obsession.

Assaal: Was heißt das Obsession?
Ines: Ich nenne es einfach einmal eine positive Besessenheit. Man muss einfach „brennen“ für die Sache, aber nicht ausbrennen. Irgendwie und irgendwann den Punkt erkennen, dass du zwischendurch abschalten musst.

Maria: Und jetzt hast du wie viele Kollegen?
Ines: Wir arbeiten mittlerweile mit 12 Kollegen. Darunter: Köche, Lebensmitteltechnologen, eine Gesundheits- und Sozialmanagementmitarbeiterin sowie Beiköche, Fahrer, einen Auszubildenden und einen Praktikanten, den wir hier migrieren und der auch in diesem Jahr seine Ausbildung bei uns beginnt.

Assaal: Du sagst, du hast ein Sozialunternehmen. Was heißt das?
Ines: Jeder ist wichtig bei uns. Und jeder muss den Sozialgedanken bei uns verstehen. Es gibt für alle Unterstützung und wir haben schon viele Probleme gemeinsam gelöst. Unkonventionell, aber dadurch fürsorglich. Hierarchien sind bei uns flach. Ich versuche, die Menschen nach ihren Fähigkeiten einzusetzen. Das macht das ganze Unternehmen glücklicher. Darüber hinaus haben wir noch sehr viele gute Partnerschaften mit Migrationsvereinen, nachhaltigen Bauern sowie Lieferanten, die sehr ethisch arbeiten. Mit unseren Trägern verbinden uns grundsätzlich sehr persönliche Beziehungen.

Maria: Kann man damit eigentlich viel Geld verdienen, so mit dem gesunden Essen?
Ines: „Von der Tellerwäscherin zur Millionärin“ kann man nicht sagen, aber die Tellerwäscherin, die es schafft ein gesundes, leckeres Essen auf den Teller zu bringen, das macht doch jeden Tag satt. Ich hab also alles, was ich brauche.

Assaal: Wie fühlst du dich, wenn du über deine Firma nachdenkst?
Ines: Gut. Man schaut auf das, was man jeden Tag macht. Wie ein Rädchen ins nächste passt, alles immer weiter entwickelt wird, was so alles passiert ist in den letzten Jahren. Ja, und … ich bin auch ziemlich stolz drauf, was wir hier alles geschaffen haben.

Asaal: Was ist dir am Wichtigsten?
Ines: Mit viel Spaß und guten Menschen zu arbeiten, gute neue Ideen zu haben, manchmal auch ziemlich schräge, nette Geschäftspartner und eine gute Stimmung beim Arbeiten zu haben. Mit den Kindern zu kochen macht mir total viel Spaß. Ich bin einfach glücklich, wenn ich am Ende des Tages viele gute Dinge gemacht habe oder Lösungen gefunden habe, auch wenn etwas manchmal auf den ersten Blick nicht realisierbar erscheint. Und … das Seele im Essen ist. Damit ist alles, was wir heraus geben, vertretbar.

Maria: Und was ist dir persönlich am Wichtigsten, so für dein privates Leben?
Ines: An erster Stelle meine Kinder, die auf einem richtig guten Weg sind. Und dann bin ich dankbar, dass ich mein Leben so selbstbestimmt leben darf.

Maria: Danke dir für das Interview!
Assaal: Ja, mega, vielen Dank!
Ines: Ich danke euch und jetzt fahren wir drei in die andere Küche und backen Dinkelkuchen und Haferflockenkekse für den Schulkiosk.